Bürgerinitiative Gegenwind-Rottenburg e.V.


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Hydrogeologie

Windräder im Wasserschutzgebiet eine Gefahr für die Trinkwasserversorgung

1. Geologische und hydrogeologische Rahmenbedingungen

Das geplante Vorranggebiet TÜ 04 für Windkraftanlagen (WKA) liegt in den Wasserschutzgebieten Zone 3 und 3 B . Der hydrogeologische Untergrund ist hier von besonderer Bedeutung, da das Gebiet innerhalb des Karstgesteins des Oberen Muschelkalks liegt, einem geologisch empfindlichen Bereich, der für seine Karststrukturen bekannt ist.




2. Hydrogeologische Bedeutung und Schutzwirkung

Die Schutzwirkung für das Grundwasser im Bereich des Oberen Muschelkalks wird als gering eingestuft. Dies wurde sowohl in Literaturstudien als auch in Vor-Ort-Untersuchungen bestätigt. Ein zentraler Aspekt dabei sind die Verkarstungserscheinungen, die in der Region nachgewiesen wurden. Diese führen dazu, dass Stoffe wie Schadstoffe nahezu ungehindert in den tieferen Untergrund gelangen können, was ein erhebliches Risiko für die Qualität des Grundwassers darstellt.

Die Bronnbachquelle, die wichtigste Quelle der Wasserversorgung Rottenburgs, sowie die Quellen der Ammertal-Schönbuch Wasserversorgung befinden sich im Einzugsgebiet der geplanten Windkraftanlagen. Diese Quellen sind für die lokale Trinkwasserversorgung von entscheidender Bedeutung. Die Verunreinigung dieser Quellen durch Schadstoffe wäre nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein gesundheitsgefährdendes Problem. Ein Ersatz durch die Bodensee Wasserversorgung scheidet wegen Kapazitätsmangel aus.

3. Risikoanalyse und Schadstoffeinträge

Die Karststruktur im Oberen Muschelkalk bedeutet, dass Schadstoffe bei unkontrollierten Einträgen während des Baus und des Betriebs der Windkraftanlagen relativ schnell und in größeren Mengen in den Untergrund eindringen können. Das Risiko für eine Kontamination des Grundwassers ist daher besonders hoch.

Bauphase: Während der Bauphase können Schadstoffe wie Öle, Schmierstoffe, Betonabfälle und andere Baustellenrückstände in den Untergrund gelangen. Aufgrund der schnellen Wasserbewegung in den Karststrukturen besteht die Gefahr, dass diese Schadstoffe weitreichend verteilt werden, ohne dass eine Möglichkeit zur Rückhaltung besteht.

Betriebsphase: Auch während des Betriebs der Windkraftanlagen ist die Möglichkeit von Schadstoffeinträgen, etwa durch Leckagen oder Wartungsarbeiten, gegeben. Ohne ausreichende Schutzmaßnahmen könnten diese in das Grundwasser gelangen.

4. Schutzmaßnahmen und Empfehlungen

Um das Risiko einer Schadstofffreisetzung zu minimieren und eine mögliche Gefährdung des Grundwassers zu verhindern, sind umfassende Schutzvorkehrungen erforderlich. Diese beinhalten:

Havariemanagementkonzept: Es muss ein detailliertes Konzept entwickelt werden, das im Falle eines Unfalls oder Schadensereignisses sofortige Gegenmaßnahmen ermöglicht. Dies ist besonders wichtig für den Fall, dass Stoffe in den Untergrund gelangen und schnell Maßnahmen zur Eindämmung ergriffen werden müssen.

Umweltbaubegleitung mit Gewässerschutzfokus: Während der gesamten Bau- und Betriebsphase muss eine spezialisierte Umweltbaubegleitung erfolgen, die besonders den Gewässerschutz im Blick hat. Hierbei sind regelmäßige Kontrollen und Maßnahmen zur Vermeidung von Schadstoffeinträgen notwendig.

Grundwassermonitoring: Es wird erwartet, ein Monitoring des Grundwassers durchzuführen, um eventuelle Veränderungen der Wasserqualität frühzeitig zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Dies dient auch der Beweissicherung und der rechtlichen Absicherung im Fall eines Schadstoffeintrags.

Not- und Ersatzwasserkonzept: Aufgrund der hohen Risiken für die Trinkwasserversorgung sollten Vorkehrungen getroffen werden, falls die Bronnbachquelle oder andere wichtige Quellen durch Schadstoffe beeinträchtigt werden. Es sollte ein Notwasserversorgungskonzept aufgestellt werden, das im Ernstfall auf die vorhandenen Kapazitäten der Bodensee-Wasserversorgung zugreifen kann. Dabei ist zu beachten, dass die Bodensee-Wasserversorgung derzeit keine Kapazitäten mehr für eine zusätzliche Versorgung bietet.

5. Fazit und abschließende Empfehlungen

Angesichts der besonderen hydrogeologischen Gegebenheiten im Oberen Gäu, insbesondere der Karststrukturen im Oberen Muschelkalk, stellt die geplante Windkraftnutzung im Vorranggebiet TÜ04 ein signifikantes Risiko für das Grundwasser dar. Eine verschmutzungsfreie Nutzung des Untergrundes muss gewährleistet bleiben, um die Trinkwasserqualität der Bronnbachquelle und der Ammertal-Schönbuch Wasserversorgung nicht zu gefährden.

In einem parallell ablaufenden Verfahren beim Landratsamt Böblingen zum Windkraftprojekt-Jettingen wurde ein Hydrogeologisches Gutachten erstellt. Entsprechend zum Böblinger Verfahren
fordert die Bürgerinitiative auch beim hiesigen Verfahren ein Hydrogeologisches Gutachten als Teil des Genehmigungsverfahren zu erstellen.

Die Umsetzung der vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen ist essentiell:

  • Ein Havariemanagementkonzept
  • Eine kontinuierliche Umweltbaubegleitung mit Schwerpunkt auf Gewässerschutz
  • Ein Monitoring zur Überwachung der Grundwasserqualität
  • Ein Not- und Ersatzwasserkonzept, das als Vorsorge für den Fall von Schadstoffeinträgen dient.

Nähe zu einer alten Kreismülldeponie
Der Bau einer Windkraftanlage in der Nähe der alten Kreismülldeponie Oberndorf erfordert eine besonders sorgfältige Planung und Umweltbewertung. Um Risiken für das Grundwasser zu minimieren, müssten spezielle Umweltgutachten durchgeführt werden, die die potenziellen Gefahren der Mülldeponie berücksichtigen.


Geologie

Das Bild links unten zeigt die geologische Störzone "Freudenstädter Graben", der zusammen mit der "Albstadt Scherzone" und dem "Hohenzollerngraben" als Erdbebengebiet in unserer Region gilt.
Der Windpark Rottenburg soll genau über dem "Freudenstädter Graben" gebaut werden. Die Kreismülldeponie Öfenwald/Eisengräber ist seinerzeit u.a. aus diesem Grund nicht hier bei uns errichtet worden.


Arbachquelle



Auf dem vorgesehenen Gelände ist im Untergrund Gipskeuper, bzw. Gips/Anhydritstein s. Karte oben.
Auswirkungen auf auf die Standfestigkeit der Anlagen
und die Emission von Schall und Infraschall über diesen Untergrundschichten sind schwer abschätzbar.


Blick auf Hailfingen und den Wald der einem oder mehreren WIndrädern zum Opfer fällt.